Der Einsatzhafen im Zeitraum 1939 - 1943


Die erste militärische Einheit in Merzhausen war die Fliegerhorst-Kommandantur ab August 1939. Im weiteren zeitlichen Verlauf wechselte diese Einheit mehrfach. Die Fliegerhorst-Kommandantur (E) 23/XII übernahm ihre Aufgaben im März 1940. Diese sollte den Flugbetrieb sicherstellen und die Einsatzbereitschaft der Anlage aufrechterhalten. Nach ihrer Aufstellung im Jahr 1939 war Merzhausen ihr erster Einsatzstandort. Die Feldpostnummer dieser Einheit lautete: 34436. Weitere Aufgaben waren die Betreuung der Wetterstation, die Besetzung der Luftraum Beobachtungstürme und die Versorgung des gesamten Personal auf dem Einsatzhafen. 

Die I. Gruppe des Kampfgeschwader 76 auf dem Einsatzhafen in Merzhausen. Wahrscheinlich wurde das Bild vom Dachfenster der
Kommandantur aus
aufgenommen. Im Hintergrund rechts sieht man das Dorf Merzhausen. Der Boden ist noch mit Schnee bedeckt.
Zeitpunkt des Bildes ist wahrscheinlich März 1940.
Quelle: Archiv Autor

Die ersten feste Belegung landete im März 1940 in Merzhausen. Es waren Flugzeugen vom Typ Dornier Do17-Z (Spitzname: fliegender Bleistift), die zur I. Gruppe des Kampfgeschwader 76 gehörten. Zuvor hatte das Geschwader im Polenfeldzug gekämpft und sollte nun, im rückwärtigen Raum aufgefrischt und für den Einsatz gegen Frankreich vorbereitet werden. Die Gruppe lag einen Monat auf dem Platz, bevor sie weiter verlegte.

Am 10. Juni 1940 kam bereits die nächste Luftwaffeneinheiten, die Kampfgruppe zur besonderen Verwendung 9 (KG z.b.V. 9) an. Diese waren ausgerüstet mit Transportflugzeugen vom Typ Junker Ju52. Der Grund, dass diese Einheit nach Merzhausen verlegte, hing mit der Operation "Seelöwe" zusammen, der Invasion gegen England. Auch diese Einheit blieb nicht lang. Sie verließen Merzhausen nach knapp einen Monat, am 11. Juli 1940.

In der Nacht des 12. August 1940, gegen 01:00 Uhr Nachts, gab es den ersten Fliegeralarm. Wenig später gingen Phosphorbrandsätze nieder. Die Fliegerhorst-Kompanie und Personen der dienstverpflichteten Feuerwehr, die zum Teil aus Einwohnern von Merzhausen bestand, konnten die Brände schnell unter Kontrolle bringen und löschen. Zu einer Beschädigung an Gebäuden oder anderen militärischen Material ist es nicht gekommen. Der Schaden wurde als gering eingestuft. Ob es sich bei diesem Abwurf um ein gezielten Angriff gehandelt hat oder um einen Notabwurf, konnte nicht ermittelt werden.

Eine Formation des Kampfgeschwader 76 bestehend aus Flugzeugen vom Typ Dornier Do17-Z am Himmel über Frankreich.
Aufgenommen wurde das Bild aus einen anderen Flugzeug heraus.
Zeitpunkt des Bildes: 21. Juni 1940. 

Quelle: Bundesarchiv

Nachdem die geplante Invasion nicht umgesetzt werden konnte, verlegten etliche der Luftwaffeneinheiten zurück in das Reichsgebiet und wurden mit Flugzeugführern und Flugzeugen aufgefrischt. Die Luftschlacht um England hatte zuvor deutliche Spuren hinterlassen. Für den Einsatzhafen Merzhausen gab es zu diesem Zeitpunkt keine Verwendung mehr. Adolf Hitler richtete nun seine gesamte Aufmerksamkeit auf die bevorstehende Offensive gegen Russland und verlegte alles an Menschen- und Kriegsmaterial an die östliche Reichsgrenze. So wurde auch die Fliegerhost-Betriebskompanie am 11. November 1940 aufgelöst. Die letzten militärischen Einheiten verließen im Juni 1941 den Platz. Nun war es wieder Aufgabe des Platzwirtes sich um alles zu kümmern. Das Gelände wurde später durch die Hitlerjugend, als Wehrertüchtigungslager sowie für den Segelflug genutzt. Es ist leider nicht bekannt, ob die Hitlerjugend die Start- und Landefläsche des Einsatzhafen als Zeltlagerplatz genutzt hat, oder sogar Teile der Wohnbaracken dafür verwendet wurden. Bekannt ist nur, dass in der ungenutzten Zeit keine baulichen Veränderungen am E-Hafen vorgenommen wurden. Man geht davon aus, dass das Reichsluftministerium zu diesem Zeitpunkt es nicht für notwendig erachtete, die noch nicht abgeschlossenen Baumaßnamen wie z.B. die Bahnanbindung zu vollenden. Dabei spielte der finanzielle Aspekt sicherlich eine wichtige Rolle. So verging die Zeit bis 1943 ohne eine Nutzung des Platzes. Erst als Bomberverbände der USAAF am Himmel über Europas auftauchten und deutsche Städte und Dörfer aus der Luft angriffen, rückte auch der Einsatzhafen Merzhausen wieder in das Interesse der Luftwaffenführung.

Zunächst gab es noch keine Veränderungen. Nach wie vor bewirtschaftete ein aus Hausen stammender Platzwirt das Gelände. Doch einige Zeit später, im Jahr 1943 wurde eine Transporteinheit des Reichsminister Speer sowie eine Abteilung der Organisation Todt auf dem Gelände des Einsatzhafen untergebracht. Deren Aufgabe lag darin, nach den Bombenangriffen (z.B. auf Frankfurt am Main) einen Überblick über das Ausmaß des entstanden Schadens zu erstellen und die Aufräumungs- bzw. die Instandsetzungsarbeiten in kriegswichtigen Betrieben zu unterstützen und zu überwachen.