01. Januar 1945: Die Operation "Bodenplatte" und der Einsatz der I./JG 2 "Richthofen"


(...) Am Nordhang des Hochtaunus, keine 30 Kilometer Luftlinie von Frankfurt am Main entfernt, liegt der Feldflugplatz Merzhausen, seit Anfang Oktober 1944 Horst der I. Gruppe des Jagdgeschwader 2 "Richthofen". Es ist noch dunkle Nacht, als die Flugzeugführer aller vier Staffeln am Morgen des 1. Januar ihre Quartiere in Altweilnau, Nierlauken und Wilhelmsdorf verlassen. Sie haben es nicht weit bis zum Platz Merzhausen, an dessen Südseite die Straße Usingen-Idstein vorbeiführt. (...)
(Quelle: Start im Morgengrauen von Werner Girbig, Motorbuch Verlag - Stuttgart, 1. Auflage 1973 - Seite 162 ff.)

So beginnt das Kapitel über den Einsatz des Jagdgeschwader 2 "Richthofen" an diesen 1. Januar 1945. Es ist nicht ganz richtig, dass die Einsatzpiloten nur in den oben genannten Ortschaften ein Quartier hatten. Auch in Usingen waren Piloten, wie zum Beispiel der Gruppen Kommandeur, Hauptmann Franz Hrdlicka und sein Stellvertreter untergebracht. Etliche Soldaten lebten auch in den Unterkünften die direkt neben dem Platz im Waldgebiet lagen. Doch das Buch beschreibt recht gut, wie die Piloten an diesen Morgen in den Einsatz starteten. Am Ende dieses Tages steht fest, dass rund 40 Prozent des Geschwader ausfallen sind. Genauer gesagt sind 23 Piloten gefallen oder vermisst, zehn in Gefangenschaft geraten und weitere vier Flugzeugführer sind verwundet und fallen damit ebenfalls aus. Das ist letztendlichen der Todesstoß für das Jagdgeschwader 2 "Richthofen". Es dauert mehr als 15 Tage bis das Jagdgeschwader wieder zu einem Abwehreinsatz gegen die USAAF startet kann.

... Die Operation "großer Schlag" von Adolf Galland

Oberstleutnant Adolf Galland 1942 Quelle: Bundesarchiv
Oberstleutnant Adolf Galland 1942 Quelle: Bundesarchiv

Die Operation "Bodenplatte" entstand aus einen Plan, der als "großer Schlag" bezeichnet wurde. Diesen hatte der General der Jagdflieger, Adolf Galland im Sommer 1944 aufgestellt. Er selbst schrieb darüber:

(...) Der "große Schlag" war in allen Einzelheiten sehr sorgfältig geplant und ausgearbeitet. Beim I. Jagd-Korps in Treuenbrietzen wurden sämtliche Kommodores und Kommandeure zu Planspielen zusammengezogen, bei denen vier oder fünf verschiedene Einsatz- und Einfluglagen in allen Varianten durchgeübt wurden. Es wurde völlige Klarheit darüber erzielt, dass es im Rahmen des geplanten Einsatzes gelingen müsse:

1. Im ersten Einsatz mindestens 2000 Jäger in 11 Gefechtsverbänden des I. Jagd-Korps an den einfliegenden Bomberverband heranzubringen.

2. Beim An- und Abflug weitere rund 150 Jäger des Lw.-Kdo. West einzusetzen.

3. Im zweiten Einsatz nochmals etwa 500 Jäger an den Feind zu bringen.

4. Mit etwa 100 Nachtjägern gegen die Schweiz und Schweden abzuschirmen, um angeschossene und abgesplitterte einzelne Bomber abzufangen.

5. Insgesamt so 400 - 500 viermotorige Bomber bei einem eigenen Verlust von etwa 400 Flugzeugen und 100 - 150 Flugzeugführern abzuschiessen.

Das wäre die größte, die entscheidende Luftschlacht dieses Krieges  geworden. (...) Am 12. November 1944 konnte ich die gesamte Jagdwaffe einsatzbereit melden: 18 Jagdgeschwader mit 3700 Flugzeugen und Flugzeugführern. Eine Streitmacht, wie sie die Luftwaffe bisher nie besessen hat. Mehr als 3000 davon warten auf den "großen Schlag". (...)
(Quelle
: Die Ersten und die Letzten von Adolf Galland, Schneekluth Verlag - München, 1. Auflage 1953 - Seite 331 ff.)

... "Bodenplatte" die neue (andere) Operation und deren Vorbereitungen

Aber der Plan von Adolf Galland wurde nicht umgesetzt. Doch damit war dieser nicht vollkommen vom Tisch. Grundsätzlich hatte Adolf Hitler Interesse an einer Operation in dieser Größenordnung. Anfang Dezember 1944 wurde das Generalkommando des II. Jagd-Korps beauftragt einen entsprechenden "neuen" Plan auszuarbeiten und mit den Vorbereitungen zu beginnen. Der entscheidende Unterschied zum "großen Schlag" lag darin, dass bei diesem Einsatz alle Flugzeuge gegen Bodenziele eingesetzt werden sollen. Der neue Plan sah vor, alle im Westen verfügbaren Jagdgruppen zusammenzufassen. Diese sollen dann Flugplätze in Holland, Belgien und Nordfrankreich angreifen und die alliierten Jäger, Jagdbomber und sonstige Flugzeuge der 9th USAAF und der 2. taktischen Luftflotte der RAF am Boden zerstören. Der Angriff selbst sollte in den frühen Morgenstunden bei einer entsprechend guten Wetterlage durchgeführt werden. Ein direkter Feindkontakt musste unbedingt vermieden werden. Sollte es dennoch dazu kommen, dass feindliche Flugzeuge im Luftraum aufgeklärt werden, war es den Einsatzpiloten streng verboten diese anzugreifen. Auch die Verwendung des Funkgerätes im Flugzeug war verboten. Nichts sollte die Piloten vom Gesamtauftrag ablenken oder den Feind in Alarmbereitschaft versetzen können.

Am 15. Dezember 1944 fand auf dem Gefechtsstand des II. Jagd-Korps, der sich in der Nähe von Altenkirchen befand, die Kommandeur Besprechnung statt. Generalmajor Dietrich Pletz, der verantwortlich für die Operation war, leitete diese selbst. Mit großen heroischen Worten schwor er die Soldaten auf die bevorstehende Operation ein. Nach dem Vortrag und der Lageeinweisung überwiegte bei den meisten Kommandeuren die Meinung, dass diese Operation auf Grund der vorhandenen Stärkeverhältnisse selbst im günstigsten Fall nur eine geringe Aussicht auf Erfolg hat.

Oberstleutnant Kurt Bühligen - Nidda 1944 Quelle: Archiv Autor
Oberstleutnant Kurt Bühligen - Nidda 1944 Quelle: Archiv Autor

Vier Tage vor Weihnachten lässt Oberstleutnant Kurt Bühligen die Gruppenkommandeure des Jagdgeschwader 2 "Richthofen" zur Befehlsausgabe antreten. Für die I. Gruppe kam Hauptmann Franz Hrdlicka, für die II. Gruppe Hauptmann Georg Schröder und für die III. Gruppe Siegfried Lemke nach Nidda. Der Kommodore eröffnete den Gruppenkommandeuren das Ziel für dem Angriff: Der Flugplatz St. Trond! Im Tiefflug sollen die drei Gruppen des Jagdgeschwader den Platz angreifen und die feindlichen Flugzeuge darauf zerstören. Kurt Bühligen hob bei der Lagebesprechung hervor, wie wichtig dieser Auftrag sei und bat seine Gruppenkommandeure die untergebenen Piloten sorgfältig in den Operationsplan einzuweisen. Nach Erläuterung der Flugreihenfolge den An- und Abflugwegen gab er noch das Codewort "Varus" für den Einsatz aus. Sollte der Auftrag wiederrufen werden, lautete das Codewort "Spätlese". Weiter erklärte er den anwesenden Personen, dass bei dieser Operation auch noch andere Geschwader zum Angriff starten und andere feindliche Flugplätze angreifen werden. Doch welche Geschwader das im Detail sind und welche Plätze diese angreifen, führte er nicht weiter aus. Auch das war ein Teil des Plans. Der Flugplatz in St. Trond war  dem Jagdgeschwader 2 nicht unbekannt. Während der Rückzugskämpfe nutzte die I. und die II. Gruppe den Platz. Daher konnten die Gruppenkommandeure wichtige Informationen in Bezug auf die An- und Abflugwege, mögliche Flakstellungen sowie die Abstellmöglichkeiten der Flugzeuge liefern. Für die weitere Einsatzbesprechung lagen dem Jagdgeschwader Luftaufnahmen von St. Trond vor, die Mitte Dezember 1944 gemacht wurden. Die Aufklärung ergab, dass ungefähr 130 Flugzeuge vom Typ P-47 "Thunderbolts" sowie etwa sechs viermotorige Flugzeuge vom Typ C-47 "Dakota" sich auf den Platz befanden. Die dort stationierten Flugzeuge gehörten zur 48th und zur 404th Fighter Group der 9th USAAF.

Nach der Besprechung kehrten die Gruppenkommandeure zu ihren Einheiten zurück. Hauptmann Franz Hrdlicka arbeitete den Plan auf und holte die Staffelkapitäne seiner Gruppe (wahrscheinlich am 22. oder 28. Dezember 1944) zur Einweisung zusammen. Er erklärte ihnen das Ziel der Operation sowie weitere wichtige Details, wie zum Beispiel die geplante Flugrichtung zum Ziel. Diese führte die Gruppe von Merzhausen nach Koblenz. Dort angekommen sollte die Gruppe einen Bogen um den nördlichen Stadtteil fliegen um den Ballon-Sperren auszuweichen. Von dort aus ging es weiter in Richtung Schnee-Eifel. Der Wendepunkt sollte vom Boden aus mit einen Leuchtsignal (oranger Rauch) markiert werden. Dann ging es weiter nach Tongres und von dort aus nach St. Trond. Im Zielgebiet angekommen sollte im Tiefflug die abgestellten Flugzeuge bekämpft werden und in Richtung Osten der Rückflug erfolgen. Sollten Flugzeuge beim Angriff beschädigt werden, war das der schnellste Weg zurück in das eigene Gebiet. Die geplante Anflughöhe war 50m über den Boden. So versuchte die Luftwaffenführung dem gegnerischen Radar auszuweichen. Doch in dieser geringen Flughöhe, ist die leichte Flak ein viel größeres Problem für die Piloten und ihre Maschinen. Der Gesamtplan sah vor, dass die Gruppen oder das gesamte Geschwader durch ein oder zwei Leitflugzeuge (Nachjäger oder Bomber) bis zur Reichsgrenze geführt werden. In Fall des Jagdgeschwader 2 war das zwei Junker Ju88 einer Schuleinheit aus Süddeutschland, die in Nidda zusammen mit der II. Gruppe starten. An der Reichsgrenze angekommen sollten diese sofort abdrehen und zurück in Richtung Heimatflugplatz fliegen. Von diesem Punkt aus sollten die Gruppenkommandeure übernehmen und weiter zum Ziel führen. Es war geplant, dass die Gruppen in Zeitabständen von ca. zwei bis fünf Minuten die Wegpunkte überfliegen. In dieser Einweisung wurde aber noch kein genaues Datum und noch keine Uhrzeit bekannt gegeben, wann der Einsatz nun stattfinden soll. Diese Informationen blieben aus Sicherheitsgründen Geheim!

Die Staffelkapitäne der I. Gruppe war somit für den bevorstehenden Einsatz, so gut es ging eingewiesen. Bis zur endgültigen Befehlsausgabe vergingen noch ein paar Tage. Es folgten Einstätze der Gruppe und des gesamten Jagdgeschwaders im Rahmen der Reichsverteidigung. Dann kam der große Gegenschlag der 8th USAAF am 24. Dezember 1944. Der dabei entstandene Schaden auf den Einsatzhäfen war sehr unterschiedlich für die Gruppen. In Merzhausen war der größte Teil der Start und Landebahn zerstört. Es konnte nur mit Hilfe der Einwohner der umliegenden Städte und Dörfer, die zu diesem arbeiten extra Dienstverpflichtet wurden, Teile der Startbahn im nördlichen sowie im südlichen Bereich wieder hergerichtet werden. Bereits am 30. Dezember 1944 konnte die Gruppe in Merzhausen wieder zum Abwehreinsatz starten. Mit diesem Gegenschlag der USAAF kam die deutsche Offensive in den Ardennen endgültig zum Erliegen und musste von diesem Zeitpunkt an als gescheitert betrachtet werden. Die Führung der Wehrmacht war nun wieder im Zugzwang. Adolf Hitler der sich zu diesem Zeitpunkt in seinen Führerhauptquartier "Adlerhorst" in Wiesental aufhielt, drängte darauf den Einsatz gegen die Flugplätze möglichst bald zu starten. Er beabsichtigte nach dem erfolgreichen Angriff der Luftwaffe wieder zum Gegenschlag übergehen zu können, was natürlich vollkommen unmöglich war, da zu diesem Zeitpunkt die größten Teile der Bodeneinheiten aufgerieben oder sich bereits auf dem Rückzug befanden.

Die Flugzeugausrüstung des Jagdgeschwader 2 "Richthofen" war zu diesem Zeitpunkt sehr unterschiedlich. Die I. Gruppe befand sich gerade in der Umrüstung auf das neue Flugzeugmuster vom Typ Focke Wulf Fw190 D-9. Doch es standen nicht genügend Flugzeuge zur Verfügung, so dass die I. Gruppe mit Flugzeugen Focke Wulf Fw190 A-8, A-9 und D-9 in den Einsatz startete. Lediglich der Geschwaderstab war bereits vollständig auf das neue Muster umgerüstet. In der II. Gruppe wurde nach wie vor Flugzeuge, vom Typ Messerschmitt Bf 109 G-6, G-14 sowie K-4 eingesetzt. Die III. Gruppe, die zu diesem Zeitpunkt in Altenstadt und Ettingshausen stationiert war, befand sich ebenfalls in der Umstellung auf die neuen leistungsstärken Focke Wulf Fw190 D-9. Hier war der größte Teil der Gruppe bereits umgerüstet.

... Durchführung der Operation "Bodenplatte" im Bezug auf das Jagdgeschwader 2

So kam der 31. Dezember 1944, ein Sonntag. An diesem Tag wurden die endgültigen Befehle zum bevorstehenden Operation "Bodenplatte" ausgegeben. Der Einsatz wurde auf die frühen Morgenstunden des 01. Januar 1945 festgelegt. Der Flugplatz St. Trond soll um 09:20 Uhr durch alle drei Gruppen angegriffen werden. Nun wurden auch die anderen Piloten in den bevorstehenden Einsatz eingewiesen. Erst jetzt wurde Kartenmaterial ausgegeben. Diese zeigten den An- und den Abflugweg bis zur Reichsgrenze. Damit wollte man verhindern, dass die deutschen Einsatzflugplätze aufgeklärt werden, sollten Piloten zur Landung hinter den feindlichen Linien gezwungen sein und in Gefangenschaft geraten. Die deutsche Luftwaffenführung hatten aber keine Ahnung, dass fast alle Plätze schon seit geraumer Zeit durch die Luftbildaufklärung der USAAF bekannt und die dort stationierten Einheiten aufgeklärt waren. Den Piloten wurde ein striktes Alkoholverbot ausgesprochen. Somit vielen die Feierlichkeiten zum Jahreswechsel aus. Natürlich hielten sich nicht alle Piloten an das Verbot. Es ist bekannt, dass die eine oder andere Flasche doch getrunken wurde und Piloten auf den Stuben oder in den Unterkünften zusammen etwas feierten. Doch die allgemeine Stimmung blieb gedrückt. Jeder machte sich seine eigenen Gedanken zu dem bevorstehenden Einsatz.

Als die Piloten zum Einsatz in den Tag starten war es noch tiefe Nacht. Der Tag begann bei den meisten bereits gegen 4:00 Uhr morgens. Mit Fahrzeugen wurden sie dann aus ihren Quartieren abgeholt und zum Platzt gebracht. Die schwarzen Männer hatten zum Teil die ganze Nacht durchgearbeitet, um die Maschinen für den bevorstehenden Einsatz startklar zu bekommen. Beim Eintreffen finden die meisten Piloten ihre Flugzeuge warmgelaufen und abgebremst vor. Teilweise wurden diese auch schon für den Start nebeneinander aufgereiht. Die Wetterfrösche hatten für diesen Tag gutes Wetter vorhergesagt. Sichtweiten von bis zu 10 km mit leichten dünnen Wolken sollte es geben. Nur in den Morgenstunden musste noch in den tieferliegenden Ebenen mit Nebelfeldern gerechnet werden. Dieser sollte sich in den ersten Stunden auflösen. Diese Vorhersage stellte sich als sehr zutreffend heraus. Der Kommodore des Jagdgeschwader 2 startete mit vier Flugzeugen (Stabs-Schwarm) etwa 20 min. früher um die II. Gruppe über dem Gebiet sammeln zu können. Um 08:30 Uhr startete dann die II. Gruppe in Nidda und sammelte ihre 20 Flugzeuge in die Formation, die nun aus der II. und der III. Gruppen bestand ein. Die beiden Junkers Ju88 waren bereits als erstes gestartet und setzten sich nun an die Spitze der Formation. Nach dem sichergestellt war, dass eine der Junkers Ju88 die Führung halten kann, drehte die zweite Maschine ab und flog Richtung Heimatflughafen. Die I. Gruppe sollte über den Rhein-Mosel-Dreieck in die Formation der anderen beiden Gruppen eingliedern. Noch bevor das Geschwader vollzählig zum Ziel unterwegs war, gab es den ersten Verlust. In Richtung Westerwald hatte die Focke Wulf Fw190 D-9 von Unteroffizier Altpeter ein Motorproblem, der wenig später in einen Motorbrand ausartete. Da strikte Funkstille einzuhalten war, konnten seine Kammeraden ihn nicht über das Problem informieren. So stürzte der Unteroffizier aus der 11. Staffel (III./JG 2) wenige Zeit später in der Nähe von Dierdorf mit seinen Flugzeug ab und kommt dabei ums Leben.

Von nun an ging nichts so, wie es geplant gewesen war. Es fing damit an, dass das Rauchsignal, was auf Höhe der Schnee-Eifel  den Wendepunkt markieren sollte, nicht ausgemacht werden konnte. Das Leitflugzeug drehte, kurz vor der Frontlinie wie geplant ab. Was dann das Jagdgeschwader erwartete kann man nur als "böse Überraschung" bezeichnen. Da "Bodenplatte" so geheim war wurde die restlichen Truppenteile der Wehrmacht, die ebenfalls von der Operation betroffen waren, erst in "letzter Sekunde" über den Einsatz informiert. Doch ehe hier die Informationen weiterleiten wurden, war es eigentlich schon zu spät. An der Frontlinie standen zum Schutz der eigene Luftwaffe zahlreiche Flugabwehrgeschütze. Doch diese hatten von der gerade laufenden Operation keine Ahnung. Ein weiteres Problem bestand darin, das zu diesem Zeitpunkt nur alliierten Streitkräfte in solch einer Anzahl (Überzahl) flogen. Also eröffneten die deutschen Flak Geschütze das Feuer auf die eigenen Flugzeuge.

Auf diesem Bild ist die Focke Wulf Fw 190 D-9 Werk-Nr.: 210194 mit der Markierung <II (Major beim Stab) zu sehen, die von
Feldwebel Werner Hohenberg (I./JG 2) geflogen wurde. Dieser musste am 01. Januar 1945 notlanden, nachdem die
Maschine von der Flak getroffen wurde. Soldaten der US Infanterie schauen sich diese gerade an.
Vermutlich wurde
das Bild aber erst um den 5. Januar 1945 aufgenommen. Quelle: Archiv Autor

So verlor das Jagdgeschwader bereits auf den Hinflug zahlreiche Flugzeuge & Piloten. Doch auch am Ziel in St. Trond wartete bereits die amerikanischen Flugabwehr Geschütze auf die Angreifer. Scheinbar wurden die US Truppen per Funk informiert, dass sich größere deutsche Verbände im Anflug befinden. Bedingt durch die Abschüsse der eigenen Flak war das Geschwader bereits stark dezimiert und auch weit auseinander gezogen. Der Angriff auf den Flugplatz St. Trond erfolgte deswegen nicht wie geplant. Es war vielmehr ein Einzelangriff der Piloten. Einige flogen sogar einen zweiten Angriff auf die abgestellten Flugzeuge, bevor sie in Richtung Norden bzw. Süden abdrehten um kurze Zeit später auf Gegenkurs zu gehen und so den Beschuss vom Boden etwas auszuweichen.

Zahlreiche alliierte Flugzeuge wurden zerstört. Doch das große Ziel von "Bodenplatte" wurde nicht erreicht. Der Verluste an Mensch und Material konnten innerhalb kurzer Zeit (etwa zwei Wochen) wieder aufgefüllt werden. Doch auch auf dem Rückflug zu den Einsatzhäfen gab es weitere Ausfälle. Wieder feuerte die deutsche Flak aus allen Rohren und schoss erneut eigene Flugzeuge ab. Die Piloten versuchten im Tiefflug dem deutschen Geschützfeuer zu entkommen. Im Raum Bad Nauheim kam es zu Luftkämpfen mit Flugzeugen der USAAF. Auch hier ging eine Focke Wulf Fw 190 D-9 der III. Gruppe des Jagdgeschwader 2 verloren.

... Fazit über die Operation und deren Auswirkung auf das Jagdgeschwader 2

Bei der Durchführung verlor die deutsche Luftwaffe 215 Flugzeugführer. Davon sind 150 Piloten vermisst oder gefallen. 65 deutsche Flugzeugführer gerieten in Kriegsgefangenschaft. 19 Flugzeugführer wurden verwundet. Die Materialverluste der deutschen Luftwaffe lag an diesem Tag bei etwa 300 Flugzeugen. Geht man davon aus, das bei der Operation "Bodenplatte" etwa 900 Flugzeuge eingesetzt wurden, entspricht das einen drittel der gesamten eingesetzten Maschinen. Ein Teil dieser 300 Flugzeuge gingen im Luftkampf mit alliierten Flugzeugen verloren. Ein weitere Teil ging auf das Konto der alliierten Flak Schützen. Doch der größte Teil dieser Flugzeuge wurde durch die deutsche Flugabwehr abgeschossen. Man rechnet hier mit etwa 170 - 200 Flugzeugen die auf das Konto der eigene Flak gehen.

Mit einer gesamtstärke von 95 (85?) Piloten ist das Jagdgeschwader 2 "Richthofen" in den Einsatz gestartet. Es verlor 37 seiner Piloten, was in etwa 40% der am Einsatz beteiligten Flugzeugführer darstellt. Es wurden 23 Piloten getötet oder gelten seitdem als vermisst. 10 Flugzeugführer geraten in alliierte Kriegsgefangenschaft und 4 wurden verwundet.

Die I. Gruppe des Jagdgeschwader 2 "Richthofen" hatte vor beginn der Operation "Bodenplatte" 35 Einsatzbereite Flugzeuge. 33 Piloten standen für den Einsatz zur Verfügung. Von diesen 35 Flugzeugen verlor die Gruppe 18 Maschinen, die meisten durch die eigene Flak. Weitere 6 Flugzeuge wurden schwer beschädigt. An Flugzeugführern sind 9 Piloten im Einsatz gefallen und 6 gerieten in Gefangenschaft.